Aufatmen!
Ferien im Baudenkmal
… ganz ohne Lacke und künstliche Mineralfasern
… nur Seegras, Hanf und Lehm
Erfahren Sie hier mehr über unsere liebevolle Baudenkmal-Sanierung vom Alten Bahnhof in Wallsbüll.
Bahnhof Wallsbüll 1888/89
Der Bahnhof in Wallsbüll war ein Haltepunkt an der heute stillgelegten Bahnstrecke Flensburg–Niebüll der ehemaligen Königlich Preußischen Staatseisenbahn. Die eingleisige Querbahn verband die Stadt Flensburg mir der Marschbahn im Westen. Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Strecke 1889 in Betrieb genommen werden.
Nachdem der Personenverkehr am 31. März 1981 endgültig eingestellt wurde, ging der Bahnhof in Privatbesitz über und wird seitdem zu Wohnzwecken genutzt.
Bahnhof Wallsbüll 2019
Im Januar 2019 gab es einen Wohnungsbrand, der die Innenräume unbewohnbar machte. Die damalige Besitzerin verkaufte die Brandruine an die Gemeinde. Nachdem die Gemeindevertretung mehrere Ideen für eine Nutzung verworfen hatte, beschloss man, den Bahnhof wieder zu veräußern.
Im September 2019 wurden das ehemalige Bahnhofsempfangsgebäude und das dazugehörige Aborthäuschen unter Denkmalschutz gestellt.
Es war Liebe auf den ersten Blick, als wir im August 2019 das erste Mal das Grundstück betraten. Gleich beim ersten Durchgang sahen wir, was für ein Potenzial dieses Gebäude besaß. Am Anfang war es noch alles etwas verschwommen, aber nach und nach nahm es Formen an. Mit viel Liebe zum Detail und in Handarbeit haben wir das Haus zum Leben erweckt.
Lehmputz und Wandheizung
Als Erstes stand eine umfangreiche Schadstoffsanierung an. Wir haben das Gebäude von allen künstlichen Mineralfasern, Asbestplatten und allen giftigen Anstrichen befreit. Uns war schnell klar, dass wir so etwas nicht wieder machen wollten. Nach einigen Recherchen haben wir uns für eine Wandheizung in Kombination mit Lehmputz entschieden. Bei dieser Heizmethode kommt das Haus komplett ohne Dämmung aus.
Das Prinzip der Temperierung basiert darauf, dass das Mauerwerk erwärmt wird und durch die Strahlungswärme den Innenraum heizt. Diese Art der Wärmeverteilung wird als besonders wohlig empfunden und es kommt dabei zu keinerlei Thermik, die Hausstaub und Milben aufwirbeln könnten.
Für den Lehmputz haben wir uns entschieden, weil er so wunderbar natürlich ist und nur gute Eigenschaften hat. Er kann z. B. Wasser speichern und wieder abgeben und damit Feuchtigkeitsschwankungen ausgleichen. Die gleichmäßige Luftfeuchtigkeit ergibt ein gesundes Raumklima, das sehr angenehm ist und die Schleimhäute nicht austrocknet.
Lehm kann aber noch viel mehr. Er lagert z. B. auch Schad- und Geruchsstoffe ein und sorgt so für saubere und frische Luft. Hinzu kommt, dass Lehm die Luft auch mit negativ geladenen Ionen anreichern kann, was noch zusätzlich für ein frischeres, reineres Raumklima sorgt.
Dämmung mit Hanf und Seegras
Da, wo doch etwas Dämmung nottat, haben wir Stopfhanf genommen. Er ist in allen kleinen Hohlräumen und Spalten, vor allem um die Fenster und Sparrenköpfe. Auf der Obergeschossdecke des Stationsgebäudes, unter der Dielung im Güterschuppen und im Holzständerwerk der neu errichteten Innenwände haben wir zur Dämmung Seegras eingebracht.
Der Rohstoff Seegras liegt bei uns vor der Tür und wird in der Region aufbereitet. Ein wesentlicher Vorteil des Rohstoffes ist die Tatsache, dass es aus dem Meer stammt und daher auf natürliche Weise sehr gut mit Feuchtigkeit umgehen kann. Das Seegras ist aufgrund seiner natürlichen Zusammensetzung resistent gegen Fäulnis, Pilze und Schädlinge. Dank seines hohen Silikat- und Salzgehaltes ist Seegras auch ohne chemische Aufbereitung feuerhemmend. Das gut dämmende, diffusionsoffene Material bietet auch einen ausgezeichneten sommerlichen Hitzeschutz.
Alte Türen und Fenster nachbauen
Der Güterschuppen wurde unter dem Blechdach mit Holzfaserplatten gedämmt. Diese werden aus entrindetem Restholz hergestellt. Die Holzfasern werden zerrieben, erhitzt und gepresst. Als Klebstoff dienen holzeigene Harze.
Im kleinen Toilettenhäuschen haben wir tatsächlich noch ein originales Fenster von 1888 gefunden. Nach diesem historischen Vorbild hat ein ortsansässiger Tischler die neuen Fenster für den Bahnhof gebaut. Die Türen mussten wir anhand alter Fotos selber entwerfen und haben sie auch von ihm anfertigen lassen.
Wie bei den Fenstern und Türen haben wir für alle Arbeiten Firmen aus der Region gewählt. Ein großer Dank an alle am Bau Beteiligten für die wirklich gute Zusammenarbeit!
Alles so nachhaltig wie möglich
Beim Innenausbau haben wir immer versucht, so nachhaltig wie möglich zu sein. So stammt zum Beispiel die Dielung aus ähnlich alten Abrisshäusern, und auch die verbrannten Innentüren wurden aus alten Gebäuden ersetzt.
Passend zu dem diffusionsoffenen Lehmputz wurde auch die Wandfarbe ausgesucht. Sie besteht hauptsächlich aus Tonmehl und Sand. Als Bindemittel sind Pflanzenstärke bzw. Zellulose enthalten. Sie kann, genau wie der Putz, Schadstoffe aus der Luft binden und ist feuchtigkeitsregulierend.
Ein Mix aus Alt und Neu
Bei der Inneneinrichtung haben wir auf einen Mix aus Alt und Neu geachtet. Wir wollten kein Museum erschaffen. Vielmehr sollten die Räume behaglich, praktisch und vielleicht auch ein bisschen außergewöhnlich sein.
Wir hoffen, unsere persönliche Begeisterung für dieses bauhistorisch wertvolle Gebäude springt ein wenig auf Sie über, und Sie können die Zeit in diesem Baudenkmal genießen.
Wenn Sie sich wohlfühlen, haben wir alles erreicht, was wir wollten.